Nach dem langem Tag gestern ging es heute früh gleich wieder weiter: das Treffen mit dem Makler stand an. Wir waren schon total aufgeregt, ob der Makler denn wirklich existierte und wie seriös seine Firma war. Zum Glück hat uns unsere koreanische Freundin Soolim den Tag über begleitet und uns bei der Apartmentsuche unterstützt. Als wir beim Makler im Büro ankamen ging es sofort mit dem Auto los zur ersten Wohnungsbesichtigung. Mit einem (für Seouls Straßen) überdimensionalen Geländewagen manövrierte er uns durch die kleinsten Gassen. Ohne das ständige Piepsen sämtlicher Sensoren wäre man hier wirklich aufgeschmissen (vor allem solche “Fahrprofis” wie Alex, dem bei jedem Engpass das Herz in die Hose rutschte). Wenn es dann dochmal zu eng wird, haben Koreaner zur Sicherheit noch kleine, meist blaue, Schaumstoffstopper an jede Tür geklebt.
Wir schauten insgesamt 5 oder 6 Wohnungen an, von denen aber nur 1 in Frage gekommen ist, da die anderen entweder zu klein, zu weit weg von der Uni oder noch nicht in derselben Woche bezugsbereit gewesen wären. Bevor wir wir uns entschieden, wollten wir noch eine Nacht drüber schlafen.
Neben den ganzen Wohnungsbesichtigungen haben wir den Tag entweder mit Autofahren oder mit Essen verbracht Soolim hat uns zum Mittagessen in ein koreanisches Restaurant eingeladen, in dem wir scharfes ??? gegessen haben. Wie am Abend zuvor wussten wir überhaupt nicht was es war, aber es war wieder sehr lecker Am Nachmittag waren wir zum ersten Mal in einem der 1000 Coffee Shops in Hongdae: “홍대커피볶는집” (Hongdae Kaffee Rösterei). Die Preise sind in etwa vergleichbar mit Deutschland, jedoch immer noch billiger als München. Ji-young, unsere andere Freundin aus Seoul, ist im Cafe dazugestoßen. Wir wollten unbedingt noch eine Simkarte beantragen, weil man in Korea wirklich nicht ohne mobiles Internet auskommt – generell hat hier jeder ein Smartphone, sogar alte 아줌마 (“Tantchen”) und 아저씨 (älterer Mann) und benutzt sie in jeder freien Minute: zum Kakao-Messages schreiben, zum Telefonieren, Filme schauen oder um, absoluter Favorit der Koreaner, “Selfies” von sich zu machen.
Auf jeden Fall haben wir richtig viel Glück so tolle Freundinnen zu haben, wir haben ihnen erklärt was wir wollen und die beiden haben sofort die Nummer des Shops online rausgesucht und für uns dort angerufen. Weil es zu Fuß etwas weit gewesen wäre, haben wir uns ein Taxi geteilt. Im Vergleich zu Deutschland sind die WESENTLICH billiger (wenn die öffentlichen Verkehrsmittel nicht auch so günstig wären, könnte man eigentlich fast täglich kurze Strecken mit dem Taxi fahren). Für die ca. 3,5km haben wir ungefähr 2,5€ gezahlt.
Nachdem wir die Karte direkt an unserer Uni beantragt haben, sind wir mit dem Taxi wieder zurück zum Night Hotspot Hongdae. Ji-young hat für uns ein Kellerrestaurant gefunden, in dem wir endlich mal nur unter Koreanern waren Diesmal gab es Reiswein mit Honig (vergleichbar mit süßem Sekt ohne Bubbel) und als Hauptgericht eine Art Kimchi Pizza (wobei die nicht viel mit einer gewöhnlichen Pizza zu tun hatte). Das Restaurant hatte nicht nur leckeres Essen und Trinken, sondern eine ganz verrückte Musikauswahl. Nichts ahnend schauten wir uns um und sahen sämltiche Poster von Künstlern der 70er & 80er Jahren an, als plötzlich Dieter Bohlen und Thomas Anders inbrünstig Cheri Cheri Lady anstimmten.
Dass die Koreaner auf Modern Talking stehen hätten wir wohl am wenigsten vermutet. Verrückte Welt!